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Energieeffizienz war nie mein primäres Ziel

Das neue Wohnhaus von Schwinger Remo Käser in Alchenstorf BE entspricht vielen Ansprüchen der Nachhaltigkeit. Dahinter wirken aber nicht einzig ökologische, sondern vor allem ökonomische Argumente.

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Zu Besuch im Wohnhaus von Schwinger Remo Käser:

Dass im aussergewöhnlichen Haus aussergewöhnliche Menschen leben, zeigt sich bereits an der Eingangstüre. Auf dem Boden stehen weisse Sneakers, mit Grösse 48. Auch die anderen Gardemasse des Bewohners sind beeindruckend. 110 Kilo Kampfgewicht, verteilt auf 189 Zentimeter Körpergrösse. Hände wie Bratpfannen, ein breiter Stiernacken. Freundlich lächelnd streckt Schwinger Remo Käser dem Besucher seine Hand entgegen: «Willkommen bei mir zu Hause.»

Dieses Zuhause steht am Südhang von Alchenstorf BE. Drei mit grossen Fensterfronten durchzogene Geschosse stemmen sich weit sichtbar in den Berner Himmel. Die Stirnseite ist mit einer grauen Fassade aus Schweizer Tannenholz belegt. Auf den ersten Blick scheint alles neu. Doch die Steinmauern an der Nordseite verweisen auf die lange Vorgeschichte des Gebäudes. Dieses wurde vor 200 Jahren erbaut, nur ein kleiner Teil davon ist erhalten geblieben. Auf das alte Fundament stützt sich nun eine Holz-/Stahlkonstruktion, die zwei Wohnungen umfasst. Darin leben Remo Käser mit Partnerin Rebecca und gleich nebenan Schwester Rahel mit ihrem Freund. Der alte Gebäudeteil ist für die Grosseltern reserviert. Das einstige Zweifamilien- ist jetzt ein Mehrgenerationenhaus mit drei Wohneinheiten – und bietet modernsten Wohnkomfort.

Auch energetisch entspricht das Gebäude hohen Ansprüchen. Die Südseite des Giebeldaches ist mit einer Photovoltaikanlage belegt, in einer Ecke schnurrt eine Luft- Wasser- Wärmepumpe. Zudem: Dick gedämmte Wände, Dreifachverglasung der grossen Fenster. 39 Megawattstunden geben die Panels auf dem Dach jährlich her. Sie decken rund ein Drittel des Strombedarfs des Hauses ab. Verbrauch und Produktion kontrolliert der Schwinger regelmässig mit seiner Smart-Meter-App, auch die Fenster und Beschattungslamellen lassen sich über das Smartphone steuern. Vor dem Haus lässt eine Pumpe Wasser in den Brunnen plätschern, die sich mit 40 Watt begnügt.

Seit 18 Monaten lebt der Sportler nun schon in seinem Eigenheim. In unmittelbarer Nachbarschaft steht das Haus, in dem er aufgewachsen ist. Die Eltern, die Grosseltern, seine Schwester – alle in unmittelbarer Nähe.

Ich bin ein ausgesprochener Familienmensch. Wo meine Liebsten sind, da fühle ich mich zu Hause.
Remo Käser

Deshalb stand für den Berner auch nie zur Debatte, aus dem Dorf wegzuziehen. «Vertrautheit ist ein schöner Wert, ich möchte ihn nicht missen.»

Ein Jahr Umbauzeit

Das Haus stellte den Sportler vor einen grossen «Hoselupf», um in der Sprache der Schwinger zu bleiben. Er investierte seine gesamten Ersparnisse in den Ersatz-, respektive Ergänzungsbau. Das Doppeleinfamilienhaus gehörte seinen Grosseltern, der Schwinger kaufte es ihnen ab. Zuerst wollte er den alten Teil unrenoviert und eine der Wohnungen im Rohbau stehen lassen. Doch dann entschied er sich gegen die Etappen-Hopplerei und realisierte Um- und Ausbau in einem Zug. Dabei legte er oft selbst Hand an, als gelernter Spengler und Dachdecker bringt er das entsprechende Wissen und Geschick mit.

Ich folgte beim Hausbau lediglich den Empfehlungen, die uns Gesetze und Politik vorgeben. Es wäre töricht, hätte ich mich diesen widersetzt.
Remo Käser

Ein Jahr dauerte der Umbau, «das ist wenig und lang genug», sagt der 27-Jährige. Was war besonders herausfordernd? «Meine Grosseltern blieben während des gesamten Umbaus in ihrer Wohnung – mit einem notdürftigen Dach über dem Kopf», sagt Remo Käser. «Wir mussten zusehen, dass es ihnen der Wind nicht wegchuutet.»

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Vergangenes Jahr war für den Berner generell eine Herausforderung. Seine Ausbildung, die Arbeit, die Fertigstellung des Hauses, der Sport – es gab viel zu tun. Im Sommer nach dem Oberaargauischen Fest in Burgdorf musste er die Schwingsaison abbrechen und Sägemehl-Arenen meiden. Bandscheibenvorfälle am Nacken zwangen ihn dazu. Er hatte Ausfälle im linken Arm, die Schmerzen und ein ständiges Kribbeln brachten ihn über Wochen um den Schlaf. Hinter ihm liegen zahlreiche Physiotherapiestunden und sorgsames Training. Beides hat gefruchtet. Mittlerweile ist er wieder fit und guter Dinge, an frühere Erfolge anknüpfen zu können. Sieben Kranzfeste stehen an, sieben Kränze will er nach Hause tragen.

Vier Fragen an Schwinger Remo Käser

Herr Käser, Schwingerkönig sind Sie noch nicht – dafür ein König der Nachhaltigkeit? In diese Richtung weist zumindest der Blick auf Ihr Haus.

Sie täuschen sich, ich bin weit davon entfernt. Ich folgte beim Hausbau lediglich den Empfehlungen, die uns Gesetze und Politik vorgeben. Es wäre töricht, hätte ich mich diesen widersetzt. Wer will später schon teure Anpassungen machen? Das macht keinen Sinn. Die Technologien, die empfohlen werden, sind ja durchaus tauglich. Für mich müssen sie aber nicht einzig ressourcenschonend, sondern auch rentabel sein – schliesslich sind sie nicht ganz gratis.

Wirkten beim Hausbau keinerlei ideologische Vorsätze mit?

Eher Mitverantwortung. Natürlich weiss ich, dass jede und jeder einen Beitrag leisten muss, die Natur zu schonen. Wir haben ja nur eine, und auch ich will den nachfolgenden Generationen kein Desaster hinterlassen. Kluge Köpfe planen vor. Aber die Energieeffizienz an meinem Haus war nie primäres Ziel, sondern eher eine Begleiterscheinung.

Ihre Zwischenbilanz: Zahlen sich die Investitionen aus?

Durchaus. Mich interessierte vor allem die Wirtschaftlichkeit der Photovoltaikanlage. Deshalb machte ich diese zum Thema meiner Diplomarbeit, die ich damals im Rahmen meiner dreijährigen Ausbildung zum Agro-Kaufmann HF schreiben musste. Mein Fazit: PV-Anlagen machen finanziell besonders Sinn, wenn man den selbst produzierten Strom am besten gleich selbst verbraucht. Die Einspeisung ins Netz rentiert sich aus meiner Sicht weniger. Nach elf, zwölf Jahren dürften meine Investitionen amortisiert sein. Der Ökostrom speist auch meine Luft-Wasser-Wärmepumpe – eine perfekte Kombi, und zwar weit über ökologische Ideen hinaus.

Auch die Verdichtung von Immobilien ist ein Anliegen der Städte und Dörfer, dem Sie entsprechen.

… was durchaus sinnvoll ist. Doch auch diese Krone muss ich weiterreichen, falls Sie mir die aufsetzen wollten. Dafür sind unsere Wohnungen schlichtweg zu gross. Wer die Anliegen der Verdichtung ernst nimmt, hält seinen Wohnraum bewusst klein. Das aber wollten wir nicht. Ökologie sieht definitiv anders aus.

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