Solarenergie soll bis 2050 rund 40 % des Strombedarfs decken. Private können dazu beitragen, indem sie ihre Solaranlagen weit grösser bemessen als bis anhin. Davon profitieren sie auch selbst.
Renzo Blumenthal (41), Biobauer und ehemaliger Mister Schweiz, übernahm vor 12 Jahren den Bauernbetrieb seines Vaters in Vella (GR). Er betreibt Milchwirtschaft und eine Aufzucht nach Biorichtlinien. 2012 und 2014 baute er den Betrieb um und aus. Er errichtete eine Remise, staffierte den Stall mit einer Freilaufanlage und einem Melkroboter aus. Die dafür erforderliche Energie produziert er mit der Kraft der Sonne. Er hat die Südseiten der Giebeldächer von Scheune und Remise mit einer riesigen Photovoltaikanlage ausgerüstet. Die Module spannen sich über 456 Quadratmeter und produzieren jährlich rund 77'000 Kilowattstunden Strom. Wie hoch die Investitionskosten waren, kann der Landwirt rückblickend nicht genau benennen, weil er als potenzieller Werbeträger vielen Unternehmen Sonderkonditionen abringen konnte. Für den Aufwand erhielt er einmalige Fördergelder in der Höhe von 69'000 Franken.
Den Grossteil des Solarstroms speist Renzo Blumenthal ins Netz ein und erhält dafür eine Vergütung von 8 Rappen pro kWh. «Es wäre jammerschade, wenn die Kraft der Natur ungenutzt bliebe», sagt er. Ihm als Biobauer, der eng mit der Natur zusammenarbeite, sei Nachhaltigkeit ein grosses Anliegen.
Dass ihm der Solarstrom stetig Einnahmen generiert, ist für Renzo Blumenthal höchst willkommen. «Doch es geht mir nicht allein ums Geld. Wollen wir den Ausstieg aus der Atomenergie schaffen, müssen wir Strom aus anderen Quellen generieren. Sonst geht uns bald das Licht aus.» In der Schweiz sind insgesamt rund 120'000 PV-Anlagen in Betrieb, der überwiegende Teil davon wurde auf Dächer oder an Fassaden geschraubt. Eine Solaranlage von rund 50 Quadratmetern Dachfläche produziert eine Strommenge, die etwa 80 % des jährlichen Strombedarfs einer vierköpfigen Familie deckt, und weist eine durchschnittliche Grösse von 10 kW auf. Doch auch hier soll der Ausbau voranschreiten. «Es macht aus verschiedenen Gründen Sinn, Solaranlagen für Einfamilienhäuser grösser zu bemessen als in der Vergangenheit», sagt Leo-Philipp Heiniger, Fachspezialist für Erneuerbare Energien beim Bundesamt für Energie BFE.
Bis anhin wurde die Grösse der Solaranlage hauptsächlich nach dem Eigenbedarf bemessen – also danach, wie viel Strom die Bewohnerinnen und Bewohner des jeweiligen Hauses verbrauchen. Einen möglichst hohen Anteil des produzierten Solarstroms sollten Sie selbst nutzen können. Zwar ist dieser sogenannte Eigenverbrauchsanteil noch immer ein wichtiger Faktor bei der Dimensionierung der PV-Anlage, aber in geringerem Masse als noch vor Jahren.
Die Preise für Solarmodule sind gesunken. So können Interessierte ihre Anlagen grösser planen, ohne dadurch das Budget übermässig zu belasten. Damit sind sie gut beraten, denn die Dekarbonisierung des Alltags ist in vollem Gange. Die Öl- oder Gasheizung wird durch eine Wärmepumpe ersetzt, der Benziner durch ein Elektroauto. Kurzum: Der Energiebedarf unter dem eigenen Dach dürfte steigen. Grosszügig konzipierte Anlagen nehmen diesen Mehrverbrauch vorweg. Die durchschnittliche Nutzungsdauer einer PV-Anlage liegt zwischen 25 und 30 Jahren – folglich ist Weitsicht gefordert. Erfahren Sie mehr über das Thema Eigenverbrauch.
Ausserdem sind flächendeckende Solaranlagen oft nicht nur energetisch, sondern auch optisch attraktiver. Sie lassen sich in die jeweilige Architektur integrieren. Erfahren Sie mehr über Solare Architektur .
Der Mut zur Grösse zahlt sich aus, wie ein Beispiel zeigt. Darin wurde errechnet, mit welchen Kosten und Einnahmen eine Hausbesitzerin oder ein Hausbesitzer zu rechnen hat, wenn das Dach halb oder ganzflächig mit Solarmodulen bestückt wird. Der Vergleich ist beeindruckend: Zwar liegt der Eigenverbrauchsanteil bei der gross konzipierten Anlage nur bei 20,3 %, also unter dem Wert der kleineren (34,6 %). Die Investitionen aber lassen sich in kürzerer Zeit amortisieren, in 14 statt 16 Jahren. Der während der Nutzungsdauer der Anlage generierte Gewinn ist überdies um nahezu 10'000 Franken höher. Alles Argumente, die Interessierte dazu anhalten, doppelt über eine geplante Installation nachzudenken, bevor sie einen Solarprofi für die Montage angehen.
Sein Wohnhaus, das er 2010 erbaute, rüstete Renzo Blumenthal mit einer Erdsonden-Wärmepumpe und einer Solarthermieanlage aus. Auch testete er einst ein Elektroauto und speiste dieses mit Energie aus seiner Solaranlage. «Als wir das Wohnhaus errichteten, stand die PV-Technik leider noch am Anfang, sie war damals für den Hausgebrauch zu teuer. Nun produziere ich 60 Meter davon entfernt, auf dem Dach meiner Scheune, nachhaltige Energie. Es ist längst überfällig, den Strom auch im Wohnhaus zu nutzen, statt sie ins Netz zu speisen», sagt er. «Auf dem Plan steht der Anschluss auf jeden Fall.» Dabei denkt der Biobauer nicht nur an die Umwelt, sondern auch an sein Portemonnaie. Selbst produzierter Solarstrom ist je nach Situation zwischen 5 bis 10 Rappen pro Kilowattstunde günstiger als Strom, den er aus der Steckdose bezieht. Und je mehr er davon nutzt, desto mehr kann er profitieren. Für Renzo Blumenthal, aber auch für alle anderen Hausbesitzerinnen und -besitzer, zahlt es sich folglich aus, auf die Kraft der Sonne zu setzen.
Erfahren Sie unter Solaranlagen, wie Sie in sieben einfachen und unkomplizierten Schritten zur eigenen Solaranlage gelangen.