Es liegt was in der Luft, nämlich viel Potenzial: Heute deckt die Windenergie erst 0,2 % des Schweizer Strombedarfs, im Jahr 2050 sollen es laut Energiestrategie des Bundes 7 % sein. Der Vorteil von Windenergieanlagen: Sie liefern zwei Drittel ihres Stroms im Winterhalbjahr, also genau dann, wenn die Schweiz mehr Energie zum Heizen und für die Beleuchtung braucht. Windkraft gilt damit als ideale Ergänzung zu Wasserkraft und Photovoltaik. Doch einige Vorurteile halten sich ziemlich hartnäckig. Was ist dran?
Es stimmt schon: Mal weht der Wind stärker, mal schwächer. Das macht die Auswahl der besten Standorte, an denen eine gewisse Produktion auch langfristig garantiert werden kann, umso wichtiger. Heutige meteorologische Systeme ermöglichen schon drei bis vier Tage im Voraus eine präzise Windprognose und so auch eine genaue Produktion von Windenergie. Dabei müssen auch die starken Konsumschwankungen von Tag zu Tag oder gar innert Stunden berücksichtigt werden.
Das Unternehmen Juvent hat in diesem Bereich eine langjährige Erfahrung, denn seit 1996 betreibt es einen Windpark auf dem Mont Soleil und auf dem Mont Crosin und produziert so erneuerbare Energie – lokal und nachhaltig. Vor der letzten Bauphase 2016 rechnete das Unternehmen dank 16 Windrädern eine jährliche Produktion von 70 GWh. Das entspricht dem Verbrauch von rund 15’500 Haushalten. 2017 produzierte die Anlage 74 GWh, im Folgejahr 67 GWh und 2019 82 GWh. Bei natürlichen Ressourcen sind Schwankungen von Jahr zu Jahr normal. Dennoch zeigen diese Zahlen, dass Juvent die Ortsbedingungen sehr genau kennt.
Als in den 1990er-Jahren in Europa die Entwicklung der Windenergie startete, standen die Regionen an den Meeresküsten im Fokus. Die Windenergieanlagen wurden für flache Landschaften mit starken Winden gebaut. Mit dem raschen Ausbau der Windenergie waren die Standorte an den Küsten besetzt und man ging dazu über, die Windenergie auch im Binnenland zu nutzen. Um dort wirtschaftlich produzieren zu können, mussten die Windenergieanlagen entsprechend angepasst werden: Höhere Masten und grössere Rotoren machen auch an windschwächeren Standorten eine effiziente Nutzung der Windenergie möglich. Dank dieser technischen Entwicklung sind zahlreiche Regionen der Schweiz für die Windenergienutzung interessant geworden. Der Wind macht nicht Halt an den Schweizer Grenzen. In den Nachbarregionen in Frankreich und Deutschland wird die Windenergie bereits viel stärker genutzt als in der Schweiz.
Die Firma Wüest Partner wurde vom Bundesamt für Energie und der Abteilung Energie des Kantons Thurgaus mit der Untersuchung der Preiswirkung von Windenergieanlagen auf Einfamilienhäuser beauftragt. Untersucht wurden dabei nicht nur Handänderungen in der Umgebung bestehender, sondern auch geplanter und in der Öffentlichkeit bekannter Anlagen. Denn Unsicherheit herrscht vor allem in der frühen Phase eines Projekts. Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass keine statistisch erkennbaren Preissteigerungen oder -senkungen festgestellt werden können. Aufgrund des heutigen Kenntnisstandes lässt sich wissenschaftlich also keine Wertverminderung von Immobilien nachweisen. Die Einschätzung, wie sich die Windenergienutzung auswirkt, hängt von der Einstellung der Bevölkerung ab. Diese kann positiv oder negativ beeinflusst werden.
Ohne Schutzmassnahmen können Windenergieanlagen tatsächlich zur tödlichen Falle für Vögel und Fledermäuse werden. Mit einer frühzeitigen Voruntersuchung des Standortes durch Fachexpertinnen oder Fachexperten lassen sich ungeeignete Standorte ausschliessen. Dabei analysieren sie die zur Verfügung stehenden Daten der Vogelwarte Sempach und der kantonalen Fledermausverantwortlichen. Bei grundsätzlich geeigneten Standorten untersuchen Windenergieunternehmen in einer Umweltverträglichkeitsprüfung mögliche Konflikte mit Vögeln und Fledermäusen detaillierter.
Von der Kollisionsgefahr sind Zugvögel und Segler wie z. B. Greifvögel besonders betroffen. Vögel können mit Rotorblättern und Masten von Windenergieanlagen kollidieren. Fledermäuse sind ebenfalls durch die Rotoren gefährdet. Viele Fledermäuse machen grosse Jagdausflüge, andere migrieren quer durch Europa. Ihre Echo-Ortung versagt bei der hohen Geschwindigkeit der Rotoren. Dank Ultraschallnachweis bei Fledermäusen sowie Radar und Videotechnologie bei Vögeln können in Windpärken Flugaktivitäten aufgezeichnet werden. Kollisionen können angeeigneten Standorten durch zeitliche Abstellungen auf ein verträgliches Mass gesenkt werden.