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Abenteuerlicher Weg zum Minergie-Standard

«Minergie» steht nicht nur für energieeffiziente Neubauten. Auch Erneuerungen nach Minergie-Standard sind möglich, selbst in schwierigen Fällen. Ein völlig heruntergekommenes Haus in Onex (GE) verwandelte sich in ein Bijou mit zeitgemässem Komfort.

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Klein aber fein. Das Haus von Virginia und Morgan Rosier im Genfer Vorort Onex ist gemütlich und mit viel Geschmack eingerichtet. Der Weg zu diesem dreistöckigen Eigenheim war aber kein Spaziergang. Die Renovation dauerte ein ganzes Jahr.

Gebaut wurde es vor etwa 150 Jahren. Das Haus diente einst als Unterkunft für die vielen Arbeitskräfte auf dem Hof, und die legten beim Bau auch gleich selbst Hand an. Als Baumaterial nutzten sie Steine aus umliegenden Äckern. Im 20. Jahrhundert wechselte das Gebäude mehrmals die Besitzer, wurde zum Zankapfel in einem Erbstreit und stand jahrelang leer. Dann wurde es von Hausbesetzern okkupiert, 2017 gelangte es schliesslich übers Internet zum Verkauf. Seines schlechten Zustands wegen hielt sich das Interesse am Gebäude in Grenzen, Rosiers erhielten den Zuschlag.

Der Familie und Freunden hätten sie nichts von ihren Kaufabsichten gesagt, erzählen sie, man hätte ihnen sowieso abgeraten. Die frischgebackenen Hausbesitzer hingegen hatten keine Angst vor dem Renovieren.

Minergie war als Ziel gesetzt

Dass sich der Umbau nach den Minergie-Anforderungen richten sollte, war von Anfang an klar. Am nötigsten war eine bessere Isolation. Zwar waren die Hausmauern einen halben Meter stark, doch thermische Messungen zeigten, dass ihr Isolationswert nach heutigen Vorstellungen lediglich einer sieben Zentimeter dicken Dämmung entsprach. Fazit: Um den Vorgaben zu genügen, waren 30 Zentimeter zusätzliche Isolation nötig.

«Die grösste Herausforderung bei diesem Projekt war», sagt denn auch der Architekt Matthieu Steiner, «möglichst gut zu isolieren, ohne dafür mehr Platz als nötig zu opfern.» Die Bauherrschaft entschied sich für eine Isolation im Gebäudeinnern und für den traditionellen Dämmstoff Glaswolle. Zwar gibt es auch Hightechmaterialien, die dieselbe Isolationswirkung mit weit weniger Volumen erreichen, doch diese liessen sich aus technischen Gründen nicht einsetzen. «Bei diesem Haus entspricht gar nichts der Norm», gibt Virginia Rosier zu bedenken, «da ist keine Wand und kein Boden gerade.»

Bei solchen Voraussetzungen wird beim Umbauen so manches zur Herausforderung. Die dreifachverglasten Fenster etwa sind alle massgeschneidert – nicht zuletzt, weil Bauherrin und Bauherr die originalen sechsteiligen Formen mit Sprossen beibehalten wollten. «Als Hotelière sind mir die schönen Dinge wichtig», betont Virginia Rosier. Ihr Credo: Minergie ja, aber nicht auf Kosten der Ästhetik.

Versteckte Technik

Tatsächlich ist der Umbau des ehemaligen Gesindehauses nicht nur aus energetischer, sondern auch aus ästhetischer Sicht geglückt. Dinge wie Lüftungselemente an Fenster und Türen sind äusserst diskret angebracht, die Heizzentrale versteckt sich hinter einer altrosa gestrichenen Schranktüre, und die durch die zusätzliche Isolation überbreit geratenen Fenstersimse lassen sich als Sitzgelegenheit oder als Sideboard nutzen.

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Die verbesserte Isolation mag der aufwändigste Teil der Renovation gewesen sein, doch beim hübschen Haus mit Blick auf den Genfer Hausberg Salève wurde noch viel mehr zum Erreichen des Minergie-Standards getan ­– von der Solarwärme-Anlage fürs Warmwasser über eine Lüftung bis zur Wärmepumpe für die Raumwärme.

Minergie für fast jedes Gebäude

Ein altes Haus energetisch so auf Vordermann zu bringen wie die Rosiers, mag ambitioniert erscheinen, aber möglich ist es praktisch immer.

Der Minergie-Standard macht einen Umbau nicht viel teurer, da man bei Renovationen so oder so energetische Normen einhalten muss. Fehlt aber eine gesamtheitliche Planung, wird eine Renovation in Etappen oft teurer.
Matthieu Steiner, Architekt

Auch Andreas Meyer Primavesi von der Minergie-Geschäftsstelle in Basel sieht kaum Hindernisse dabei, ein bestehendes Haus energetisch fit zu machen. «Praktisch jedes Gebäude lässt sich nach Minergie renovieren», erklärt er. Ausnahmen gebe es bei ganz problematischen Platzverhältnissen. «Der Denkmalschutz muss kein Hindernis sein: Das Bundeshaus in Bern und das Landesmuseum Zürich sind Minergie-Sanierungen.» Es gibt verschiedene Vorgehensweisen beim Renovieren nach Minergie , doch als Startpunkt empfiehlt Minergie-Geschäftsleiter Andreas Meyer Primavesi allen Bauherrinnen und Bauherren, zuerst einen GEAKerstellen zu lassen. Dank dieser von Fachleuten durchgeführten Analyse wisse man klar, wo ein Haus punkto Energieverbrauch Defizite aufweise. «Das ist eine gute Basis für die Planung jeder energetischen Verbesserung.»

Eine Minergie-Renovation hat auch finanzielle Vorteile

Eine Minergie-Renovation ist übrigens nicht nur gut fürs Klima und fürs ökologische Gewissen, sie hat auch finanzielle Vorteile. Der Wert einer derart sanierten Immobilie nimmt zu, die Heizkosten sinken, und auch der Staat zeigt sich erkenntlich, zum Beispiel durch das Gebäudeprogramm: Je nach Kanton werden Minergie-Projekte finanziell unterstützt oder es winken Privilegien wie eine grössere Ausnützungsziffer.

Im Kanton Genf existiert eine spezielle Immobiliensteuer, die den Hauseigentümern während 20 Jahren erlassen wird, wenn sie auf Minergie setzen. Im Fall von Virginia und Morgan Rosier sind das jährlich tausend Franken. Das junge Paar aus Onex freut sich nicht nur über diese Ersparnis: «Wir waren überrascht, wie wenig wir fürs Heizen ausgeben», erzählt Morgan Rosier. «Wir zahlen heute weniger als früher in unserer Mietwohnung.»

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