Schon Ferienpläne für den Sommer geschmiedet? Egal, ob es ans Meer, in die Berge oder in den Norden gehen soll: Wenn Sie mit dem Elektroauto in die Ferien fahren, ist es jetzt Zeit für die Reiseplanung. Wir haben bei Mitarbeitenden des Bundesamtes für Energie (BFE) nachgefragt, welche Erfahrungen sie auf ihren privaten Reisen in ganz Europa gemacht haben und welche Tipps unbedingt mit ins Reisegepäck müssen.
In 10 Schritten in die Ferien mit dem Elektroauto
1. Route und Ladepausen vorher planen
Das Ladenetzwerk in Europa verbessert sich sehr schnell und mittlerweile lässt sich jede Route dank verschiedener technischer Hilfsmittel gut planen. Planen Sie Ihre Route und die nötigen Ladepausen für längere Strecken bereits vor der Abreise.
«Wir haben unsere Etappen mit «A Better Routeplanner» (ABRP) geplant, einem ausgezeichneten Routenplaner für Elektroautos. Diese App schlägt automatisch Ladestationen entlang der Strecke vor und bringt Sie automatisch dorthin!» Daniel Schaller, Mitarbeiter beim Bundesamt für Energie (BFE) Die Planung ist ganz einfach. Und auch wenn die Ladestationen unterwegs noch nicht ganz so einfach zu finden sind wie die Tankstellen: Ihr E-Auto oder eine App weist den Weg.
«Das Auto hat die Planung der Route und des Beladens selbst übernommen. Wir haben uns einfach auf die Technik verlassen.» Patrick Kutschera, Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE)
2. Internationale Ladekarte macht’s leichter
Schaffen Sie sich vor Ihrer Reise 1–3 internationale Roaming-Karten an. Damit lassen sich fast eine halbe Million Ladestationen im In- und Ausland aktivieren. Die Abrechnung erfolgt dann bequem gesammelt am Monatsende. «Wir haben auf unseren Reisen meist mobility+ von EnBW genutzt. Diese und die Shell-Karte sind besonders effektiv.» Daniel Schaller, Mitarbeiter beim Bundesamt für Energie (BFE) Der TCS hat die Ladeinfrastruktur in 12 europäischen Ferienländern unter die Lupe genommen. Hier finden Sie eine Liste mit wertvollen Informationen und Tipps rund um die Lademöglichkeiten, geordnet nach Land.
«Wir waren in Norwegen unterwegs. 99% der Stationen funktionierten problemlos. Manchmal braucht man jedoch etwas Geduld und man sollte in jedem Fall ein Mobiltelefon mit Datenoption besitzen. Manchmal braucht man eine App zum Aufladen. Es ist nicht immer möglich, nur eine Kreditkarte zu verwenden.» Peter Raible, Mitarbeiter beim Bundesamt für Energie (BFE)
3. Ladekabel einpacken, aber richtig
Welche Kabel müssen mit? Alle Schnellladestationen im In- und Ausland sind mit einem Ladekabel ausgestattet. Für langsames Laden (AC), bei längeren Pausen oder über Nacht sollten Sie unbedingt Ihr Ladekabel einpacken, das für Ihre Fahrzeugsteckdose geeignet ist. Wichtig: Kabel nicht unter dem Gepäck verstauen, damit Sie es unterwegs schnell zur Hand haben! Für absolute Notfälle können Sie ein Ladekabel, das Sie an einer Haushaltssteckdose anschliessen können, mitnehmen. Unbedingt jedoch den passenden CH-Stromadapter für das entsprechende Reiseziel mitnehmen!
Das wohl wichtigste Kabel für unterwegs ist jedoch das USB-Ladekabel für Ihr Smartphone! Denn verschiedene Apps erleichtern die Planung und Freischaltung der Ladestationen auf Ihrer Reise. Einfache Erklärungen zu den verschiedenen Ladekabeln und Steckern finden Sie in unserem Glossar.
4. Schneller unterwegs ohne «Volltanken»
Vollladen lohnt sich unterwegs nicht unbedingt. Denn ab 80% nimmt die Ladegeschwindigkeit spürbar ab. Das Laden der letzten 20 % dauert vergleichsweise lange. Laden Sie unterwegs lieber öfter und kürzer. So sparen Sie Zeit und die Ladestation ist schneller wieder für andere Reisende frei.
Bis auf 100% können Sie die Batterie zum Beispiel über Nacht oder während einer mehrstündigen Pause an einer langsamen Ladestation (AC) laden. Wenn der Ladestand auf 20% sinkt, ist es an der Zeit, eine Ladepause in den nächsten 30 bis 50 km einzuplanen. Ihr Elektroauto oder Ihre App sagen Ihnen aber in der Regel Bescheid, wann Sie am besten wie viel laden.
5. Auch Menschen müssen aufladen
Zwei Stunden Fahrt, gefolgt von 20–30 Minuten Pause zum Laden ergibt einen guten Rhythmus. Kurze Pausen sind so oder so wichtig, um auf der Strasse aufmerksam zu bleiben und um auch die eigene Batterie aufzuladen. Gerade, wenn Sie mit Familie oder Freunden unterwegs sind, hat immer mal jemand ein dringendes Bedürfnis. Sei es nur mal kurz die Beine zu vertreten, frische Luft zu schnappen oder einen Kaffee zu trinken.
«Auf dem Weg zu unserem Ziel waren unsere kleinen, dringenden Bedürfnisse schneller da, als die Batterie leer wurde, und beim Aufladen an den Superchargern dauerte der Weg zum nächsten gemütlichen Eckchen länger als das Vollladen der Batterie. Natürlich haben wir auch etwas gegessen und getrunken. Bei einem Zwischenstopp gab es sogar einen Swimmingpool. Wir hatten jedoch keine Zeit, ihn zu nutzen.» Patrick Kutschera, Vizedirektor des Bundesamts für Energie (BFE)
6. Cool bleiben und Klimaanlage runterdrehen
Mit einem entspannten Fahrstil sparen Sie jede Menge Nerven und erst noch einiges an Reichweite. Ausserdem lohnt es sich, die Klimaanlage nur moderat einzusetzen. Und mal ehrlich: Wer will schon in einem Kühlschrank in die Ferien fahren?
«Fahren Sie auf der Autobahn locker und klimatisieren Sie nicht immer auf 18 °C – das ist besser für die Umwelt, den Geldbeutel und die Reichweite!» Daniel Schaller, Mitarbeiter beim Bundesamt für Energie (BFE)
7. Machen Sie Probereisen in der Schweiz
Sie sind das erste Mal mit einem Elektroauto unterwegs oder laden normalerweise immer zuhause an der eigenen Ladestation? Machen Sie sich vor Ihrer Reise mit dem Suchen, Finden und Laden an öffentlichen Ladestationen in der Schweiz vertraut. Sie werden sehen, mit etwas Übung geht das ganz einfach.
Hier geht’s zum ganzen Interview mit Daniel Schaller, Patrick Kutschera und Peter Raiblemit Daniel Schaller, Patrick Kutschera und Peter Raible, in welchem sie von ihren individuellen Erfahrungen auf Reisen mit dem Elektroauto erzählen.
8. Fahren Sie mit etwa 0,5 bar mehr Reifendruck
Mit diesem kleinen Trick holen Sie auf langen Strecken einige Kilometer mehr Reichweite heraus: Wenn Sie den Reifendruck leicht erhöhen, reduzieren Sie den Rollwiderstand, wodurch der Energieverbrauch sinkt. Richten Sie sich dabei nach den Vorgaben Ihres Autoherstellers. Etwa 0,5 bar mehr Reifendruck als vom Hersteller vorgegeben sind in der Regel kein Problem.
9. Entdecken Sie opportunistisches Bibbern
Noch nie gehört? Sie können auch «Laden in der Freizeit» sagen, d. h. wann immer Sie unterwegs eine Lademöglichkeit zum langsamen Laden finden: Nutzen Sie diese, auch wenn die Elektroauto-Batterie noch nicht leer ist. Zum Beispiel während einem Stadtbummel, einem Besuch in einem Museum, dem Einkaufen, einem Restaurantbesuch, einer Wanderung oder einem Strandbesuch. So ersparen Sie sich später die aktive Suche nach einer Ladestation.
«Wenn man also an einem Zielort (z. B. in einer Stadt) angekommen ist, sucht man per App nach einer freien Ladestation in der Nähe und parkt dort! Ich finde fast immer Ladestationen im Umkreis von 500 Metern.» Jean-Marc Geiser, Mitarbeiter beim Bundesamt für Energie (BFE)
10. Wieviel Energie fressen Dachbox, Veloträger und Wohnwagen?
Wie auch bei herkömmlichen Autos gilt auch beim Elektroauto: Der Energieverbrauch steigt, wenn Sie Velos oder eine Transportbox auf dem Autodach transportieren. Durch den Aufbau erhöht sich nämlich der Luftwiderstand.
Einige Hersteller bieten deshalb neuerdings auch Heckboxen und Heckveloträger an, die sich sicher am Heck montieren lassen. Ihr Vorteil: Das Beladen ist einfacher als auf dem Dach und der zusätzliche Energieverbrauch fällt durch die verbesserte Aerodynamik deutlich geringer aus.
Der ADAC hat den Mehrverbrauch durch Dachboxen, Veloträger und Wohnwägen
gemessen. Als Fahrzeug wurde beispielhaft ein zugkräftiger KIA EV 6 eingesetzt. Dabei hat sich der Energieverbrauch mit zwei Velos auf dem Dach um etwa ein Drittel erhöht. Fahrräder am Heck erhöhen den Mehrverbrauch lediglich um weniger als zehn Prozent. Und wie sieht es mit Wohnwägen aus? Sie verdoppeln den Energieverbrauch. Hier gibt’s die Details zum ADAC-Test.