Welche Elektroauto-Mythen sind mittlerweile überholt?

Rund um Elektromobilität gibt es viele Mythen. Viele falsche Annahmen oder Behauptungen wurden längst widerlegt, einige halten sich dennoch hartnäckig. «Fahr mit dem Strom» hat darum in Zusammenarbeit mit Swiss eMobility die aktuelle Faktenlage gecheckt und bringt Sie auf den neuesten Stand.

Mythos 1: Elektromobilität wird sich nicht durchsetzen

Elektroautos sind seit mehr als 10 Jahren auf dem Markt. Mittlerweile hat sich die Reichweite etwa verdreifacht und die elektrischen Fahrzeuge beweisen im Alltag, dass sie die Mobilitätsansprüche ebenso gut erfüllen wie vergleichbare Verbrenner. Auch gibt es immer mehr Auswahl an Modellen für den individuellen Bedarf. Mit dem Tesla Model 3 war 2021 zum ersten Mal ein Elektroauto der meistverkaufte Personenwagen der Schweiz. Im eDashboard von Swiss eMobility sehen Sie die aktuelle Marktentwicklung. Der batterieelektrische Antrieb ist auf dem Weg zur Leittechnologie und wird den Verbrennungsmotor in Zukunft bis auf wenige Ausnahmen ersetzen. Neben den technischen Entwicklungen und den sinkenden Kosten treibt auch die Gesetzgebung den Trend zur Elektromobilität an: Ab 2035 müssen alle in der EU neu zugelassenen Fahrzeuge emissionsfrei im Betrieb sein. Weil Elektroautos diese Vorgabe nach heutigem Stand der Technik nachweislich am besten erfüllen und es aus betriebswirtschaftlichen Gründen nahe liegt, sich für diese Antriebstechnologie zu entscheiden, haben viele Autohersteller angekündigt, ihre Strategie entsprechend umzustellen und spätestens ab 2035 nur noch Elektroautos entwickeln und produzieren zu wollen.

Fazit: Stimmt nicht. Der Elektroantrieb ist auf dem Weg zur Leittechnologie und viele Autohersteller fahren eine «all electric»-Strategie.

Mythos 2: Elektroautos sind immer noch zu teuer

Lange Zeit waren Fahrzeuge mit Batterie in der Anschaffung deutlich teurer als vergleichbare Autos mit Benzin- oder Dieselmotor. Weil der Kaufpreisunterschied im höheren Marktsegment weniger ins Gewicht fällt, kamen die ersten Elektroautos in diesem Bereich auf den Markt und der Mythos der teuren Elektroautos war geboren. Mittlerweile hat sich viel bewegt und es gibt Elektroautos in allen Kategorien: vom Kleinwagen über Mittelklasse bis hin zu Luxuslimousinen. Vor allem wegen der sinkenden Batteriekosten haben sich die Preise unterdessen stark angenähert. Im Moment sind einige Elektroautos in der Anschaffung noch etwas teurer als Benzin- oder Dieselautos. Auf lange Sicht gesehen, fahren Sie jedoch mit einem Elektroauto günstiger: Wenn Sie nämlich die Gesamtkosten über die ganze Besitzdauer, die sogenannten Total Cost of Ownership (TCO) vergleichen.

Fazit: Stimmt nicht. Der Kaufpreisunterschied zwischen Elektroautos und Autos mit Benzin oder Dieselmotor wird kontinuierlich geringer. Schon heute zeichnen sich Elektroautos durch die geringsten Gesamtbetriebskosten aus.

Mythos 3: Elektroautos sind gefährlich

Wir alle haben schon News von brennenden Handy-Akkus und brennenden Elektroautos gelesen. Ja, bei einem Brand der Elektroautobatterie ist Vorsicht geboten und es ist wichtig, dass die Einsatzkräfte vorher Bescheid wissen, damit sie die speziell für das Löschen des Brandes nötigen Vorkehrungen treffen können. Aber brennen Elektroautos tatsächlich öfter? Nein. Eine Statistik aus Schweden kommt zu dem Schluss, dass ein Brand bei einem Benzin- oder Dieselauto rund 20-mal wahrscheinlicher ist. Und wie sieht es mit der Sicherheit aus? Elektroautos sind aufgrund ihrer Bauweise generell sicherer. Durch die schwere Elektroautobatterie haben sie einen tieferen Schwerpunkt, sie haben eine stärkere Bodenhaftung und die Gefahr umzukippen ist minimal. Der Motor eines Elektroautos ist wesentlich leichter und im Heck verbaut. Auch das erhöht die Sicherheit, denn bei einem frontalen Aufprall wird kein schwerer Motorblock in den Fahrgastraum gedrückt. Und was ist mit den anderen Verkehrsteilnehmenden? Elektroautos reduzieren den Strassenlärm massiv. Damit sie aber von Menschen, die zu Fuss unterwegs sind, gut gehört werden, ist ein akustisches Fahrzeug-Warnsystem (AVAS) Pflicht

Fazit: Stimmt nicht. Elektroautos brennen nicht häufiger als herkömmliche Autos. Der tiefe Schwerpunkt erhöht die Fahrstabilität.

Mythos 4: Laden dauert lange und ist umständlich

Seit es Elektroautos gibt fragen sich alle, wie und wo das mit dem Laden klappt. Okay, Laden geht nicht so schnell wie Tanken. Aber das muss es auch nicht. Wissen Sie, wie lange Ihr Smartphone zum Laden braucht? Vermutlich interessiert Sie das auch nicht gross, weil Sie es einfach über Nacht einstecken und am Morgen ist der Akku wieder voll. Genauso ist’s auch mit dem Elektroauto, wenn Sie es zuhause an der Wallbox laden. Über Nacht ist es wieder voll geladen. Und falls es mal schnell gehen muss, halten Sie einfach an einer Schnellladestation. Je nach maximal möglicher Ladeleistung des Elektroautos dauert eine Schnellladung (DC) für 100 km Reichweite zwischen 5 und 10 Minuten.

Hartnäckig hält sich auch der Mythos, dass es in der Schweiz zu wenige öffentliche Ladestationen gibt. Fakt ist: Die Schweiz hat eines der dichtesten Ladenetze in Europa und es wird ständig ausgebaut. Ist das nicht umständlich mit all den verschiedenen Kabeln? Nein. An Schnellladestationen (DC) ist der passende Stecker direkt an der Ladesäule vorhanden und bei Ladestationen zum langsam Laden (AC) verwenden Sie Ihr eigenes Kabel aus dem Kofferraum. Im Gegensatz zum Tanken können Sie nicht falsch laden. Die Kosten beim Laden sind oft undurchsichtig. Das stimmt. Ladestationsanbieter können ihre Dienstleistung nämlich unterschiedlich abrechnen: Pauschal, nach Zeit, nach Strombezug oder einer Mischung daraus. Zudem erhalten Kunden im eigenen Ladenetz bessere Konditionen. Hier besteht Handlungsbedarf für mehr Transparenz. Bezahlt wird via Ladekarte, App oder Kreditkarte.

Fazit: An der Schnellladestation brauchen Sie weniger als 10 Minuten Ladezeit für die nächsten 100 km. Mit etwas Übung wird das Laden zur Routine. Hier erfahren Sie mehr über Ladelösungen.

Mythos 5: Elektromobilität ist zu wenig sauber

An diesem Mythos tragen wohl ältere Studien Schuld. Diese wurden entweder ungenügend interpretiert oder rechneten zum Beispiel den Fussabdruck von zwei Elektroautobatterien pro Autoleben ein (was realitätsfremd ist) oder berechneten die Emissionen nicht über den gesamten Lebenszyklus von der Herstellung über den Betrieb bis hin zur Entsorgung. Mit der aktuellen Studie zur Ökobilanz stellt das Paul Scherrer Institut klar: Das Elektroauto ist die sauberste Antriebsform. Wenn man das ganze Fahrzeugleben betrachtet, sind die Treibhausgasemissionen eines Elektroautos (in g CO2-Äquivalent/km) um 59% geringer als bei einem Benziner, um 48% geringer als bei einem Diesel, um 39% geringer als bei einem Erdgasfahrzeug und um 35% geringer als bei einem Brennstoffzellenfahrzeug.

Batterie- und Brennstoffzellenautos verursachen deutlich weniger Emissionen als Benzin-, Diesel- und Gasfahrzeuge, wenn sie mit Strom oder Wasserstoff aus CO2- armen Quellen wie erneuerbaren Energien betrieben werden. Quelle: Paul Scherrer Institut (PSI).
Batterie- und Brennstoffzellenautos verursachen deutlich weniger Emissionen als Benzin-, Diesel- und Gasfahrzeuge, wenn sie mit Strom oder Wasserstoff aus CO2- armen Quellen wie erneuerbaren Energien betrieben werden. Quelle: Paul Scherrer Institut (PSI).

Fazit: Ein Elektroauto ist nicht emissionsfrei, aber nach heutigem Stand der Technik die sauberste alternative Antriebsform. In der Ökobilanz schneiden Elektroautos doppelt so gut ab wie vergleichbare Autos mit Verbrennungsmotor.

Mythos 6: Elektroautos brauchen zu viel Strom

Ein Elektromotor hat einen Wirkungsgrad von über 90 % und ist somit mehr als drei Mal so effizient wie ein Verbrennungsmotor. Das bedeutet, Elektroautos verbrauchen nur wenig Strom und sparen jede Menge fossile Treibstoffe. Woher nehmen wir den Strom? Mit der Energiestrategie 2050 hat die Schweiz ein konkretes Massnahmenpaket zur langfristigen Energieversorgung. Es umfasst unter anderem die Förderung erneuerbarer Energien wie Sonnenenergie. Die Schweiz wird somit immer mehr zur Selbstversorgerin mit sauberer Energie und unabhängig von Erdölimporten. Sauberer Strom wird vor allem durch Wasser, Sonne und Wind produziert und muss grösstenteils zwischengespeichert werden. Und genau hier kommt die Elektromobilität ins Spiel: Die grösste Speichermöglichkeit steht zuhause in der Garage, denn immer mehr Elektroautos können den gespeicherten Strom bei Bedarf zurück ins Netz geben, das nennt sich bidirektionales Laden . So werden Elektroautos zu einem wichtigen Teil der Energiewende. Die intelligente Integration der Elektroautobatterien in das Energiesystem kann die Versorgungssicherheit erhöhen und erneuerbarer Strom kann bis zu 70 % besser genutzt werden. Und wie sieht es mit anderen alternativen Antrieben aus? Auch im Vergleich zu Autos, die mit Wasserstoff oder synthetischen Treibstoffen (E-Fuels) betrieben werden, sind Elektroautos um ein Vielfaches effizienter.

Fazit: Elektroautos sind effizient und verbrauchen 2,5-mal weniger Strom als ein Wasserstoff-Brennstoffzellenauto und sogar 5-mal weniger Strom als ein Verbrennungsmotor, der mit synthetischen Treibstoffen betrieben wird.

Mythos 7: Elektroautos verbrauchen zu viele Ressourcen

Elektroautos sind insbesondere wegen des Ressourcenverbrauchs für die Elektroautobatterie in die Kritik geraten. Zu Recht? Um sich ein klares Bild zu machen, muss man den Ressourcenverbrauch über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeuges betrachten – von der Herstellung über den Betrieb bis zur Entsorgung. Ein Verbrenner verbraucht während seiner Lebenszeit 17 000 Liter Benzin (12 500 kg) oder rund 13 500 Liter Diesel (11 340 kg). Stapelt man all diese Treibstofffässer aufeinander, sind diese so hoch wie ein 25-stöckiges Gebäude. Wie viele Rohstoffe stecken in der Elektroautobatterie? Lediglich 160 kg Metallrohstoff. Aber: Diese werden nicht für immer «verbraucht», sondern grösstenteils nur während der Lebensdauer der Batterie «verwendet». Dank moderner Recyclingmethoden können die Rohstoffe wiederverwendet werden. Der Anteil an Rohstoffen, die sich nicht wiederverwenden lassen, ist gerade mal so gross wie ein Fussball.

Trotzdem ist das Thema Rohstoffe das kritischste Gebiet der Elektromobilität. Wie Mobiltelefone und Laptops brauchen auch Elektroautobatterien Lithium und Kobalt. Diese beiden Rohstoffe sind ausreichend vorhanden, die Förderbedingungen müssen hingegen, wie auch bei Gold oder Erdöl, kritisch betrachtet werden. Der Abbau findet teilweise unter menschenunwürdigen Bedingungen statt, belastet die Umwelt und bringt ein erhöhtes Konfliktpotential in den Förderregionen mit sich. Im Jahr 2035 könnten laut einer Analyse von T&E über ein Fünftel des für die Produktion von Batterien erforderlichen Lithiums und 65 % des Kobalts aus Recyclingprozessen stammen. Die von der EU gesetzlich vorgegeben Recyclingquoten werden den Bedarf an neuen Materialien für Elektroautos deutlich reduzieren. Zudem arbeiten die Hersteller an neuen Batterien ohne Kobalt. Fazit: Ein Elektroauto benötigt um ein Vielfaches weniger Ressourcen als ein Verbrenner.

Sie wollen mehr wissen dazu? Hier den Mythbuster von Swiss eMobility herunterladen.

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